Auferstehungskirche ist seit 60 Jahren mehr als nur ein „Experiment“

Dass die Auferstehungskirche viel mit Angela Merkel und Dieter Bohlen gemeinsam hat, hätten sich ihre Erbauer wahrscheinlich nie träumen lassen. Es waren die Weddinghofer selbst, die vor sechs Jahrzehnten den Bau der ungewöhnlichen Kirche im wahrsten Sinne in die Hand nahmen. Vor 60 Jahren wurden auch die beiden Prominenten geboren – in unmittelbarer Nachbarschaft mit „höchst unterschiedlicher Entwicklung“. Entwickelt hat sich ebenso die Auferstehungskirche, so Pfarrer Frank Hielscher in der Jubiläumsandacht.

Volles Gotteshaus zum 60-Jährigen der Auferstehungskirche in Weddinghofen.
Volles Gotteshaus zum 60-Jährigen der Auferstehungskirche in Weddinghofen.

Entstanden als Tochter der Kirchengemeinde Methler, hat sich die Kirche mit der „parabelförmigen Gestaltung des Innenraums“ stets von anderen Gotteshäusern abgehoben. Sie emanzipierte sich, wurde eine eigenständige Kirchengemeinde, die schließlich im Verbund der Friedenskirche aufging. „Wenn Kirche lebendig ist, entwickelt sie sich und bleibt nicht wie sie war“, stellte Frank Hielscher fest. Das sei gut so. „Die Auferstehungskirche wird hoffentlich auch dort nicht stehen bleiben, wo sie heute ist“, wünschte er sich.

Innengestaltung nur für Markhallen zweckmäßig?

Stadtarchivar Martin Litzinger trug viele spannende historische Fakten zusammen.
Stadtarchivar Martin Litzinger trug viele spannende historische Fakten zusammen.

Nicht nur die drei Diamantkonfirmanden unter den Ehrengästen haben selbst miterlebt, dass dieses Gotteshaus stets lebendig war. Viele Hände hoben sich in den vollbesetzten Bankreihen als Antwort auf die Frage, wer den Bau vor sechs Jahrzehnten noch selbst miterlebt hatte. Stadtarchivar Martin Litzinger zog in seinem Festvortrag die schriftlichen Quellen als Zeitzeugen zu Rate. Er entdeckte dabei viel Spannendes. Darunter auch das relative Entsetzen der kirchlichen Baubehörde über die ungewöhnliche Gestalt der Kirche. Die sei eher „für Markthallen zweckmäßig“, zitierte er die abfälligen Notizen in den Akten. Man genehmigte den Kirchbau „nur“ als Experiment. Heute besticht die Kirche gerade mit ihrem Innenraum. Und vor allem mit einer ganz ungewöhnlichen Leidenschaft ihrer Besucher.

Flötenmusik begleitete die Andacht zum Jubiläum.
Flötenmusik begleitete die Andacht zum Jubiläum.

Denn die Weddinghofener waren hartnäckig. Jahrhundertlang mussten sie zusammen mit den Oberadenern und Niederadenern lange Wege bewältigen, um über Pfade und hölzerne Brücken, zu Fuß oder zu Pferd und mit Wagen ein Gotteshaus zu erreichen. Die Gemeinde gehörte bis 1958 zur Kirchengemeinde Methler. Deshalb wurde auch ein Grünsandstein des ehrwürdigen Baus zum Grundstein für den Weddinghofener Kirchbau, als der nach mehreren Anläufen 1951 endlich genehmigt wurde. Da waren aus 174 evangelischen Gläubigen im 18. Jahrhundert längst 1.500 geworden. Das Bevölkerungswachstum hatte immerhin dafür gesorgt, dass es seit 1947 eigene Gottesdienste in Weddinghofen gab – zunächst in der Gaststätte Klute, dann in einer alten Wehrmachtsbaracke an der Schulstraße.

Für die Orgel, Fenster und den Taufstein fehlte das Geld

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Pfarrer Frank Hielscher führte durch die Andacht.

1951 gründete sich ein Kirchbauverein, 1952 wurde das Grundstück an der Goekenheide erworben. Der erste Spatenstich erfolgte im Juli 1953. Die Weddinghofener packten selbst mit an und bauten die Kirche für 120.000 Mark auf. Orgel, Fenster und Taufstein fehlten – dafür reichte das Geld nicht. Dafür gab es die ehemalige Gutsglocke des Gutes Velmede als Geschenk. Sie läutet heute noch im Gestühl, das nachträglich noch einmal verstärkt werden musste.

Der Posaunenchor spielte ebenfalls auf.
Der Posaunenchor spielte ebenfalls auf.

Zur Einweihung blies noch der Methleraner Posaunenchor. Zum 60-Jährigen begleiteten die eigenen Bläser das Festprogramm. Die Frauenhilfe spendierte das beeindruckende Büffet. Auch die Flötenmusik kam aus den eigenen Reihen. Fotos aus 60 Jahren trug der Männerdienst zusammen. Auch diesmal war das Kirchenjubiläum wieder eine große Gemeinschaftsleistung – wie es der Tradition entspricht. Daran erinnerten sich auch die sechs Zeitzeugen in mitreißenden Erzählungen, die eine ganz eigene Geschichte sind – wie Sie hier nachlesen können.