Archäologisches Experiment zerbröckelt beim ersten Anlauf in der Brandgrube
Sind mit ihnen vor mehr als 2.000 Jahren tatsächlich besondere Stoffe gewebt worden? Hat die Ankunft der Römer diese seltene Form der Webgewichte verschwinden lassen? Warum die „dreieckigen eckgelochten“ Webgewichte 11-7 v. Chr. noch in der Region am Hellweg verwendet werden und dann verschwinden – die Antwort darauf muss noch etwas warten. Das archäotechnologische Experiment, das am Wochenende den Anfang dafür machen sollte, ist noch nicht ganz geglückt.
Es sollte den Auftakt für die Eröffnung des Grubenhauses im Römerpark sein. Eine tiefe Grube hatten die Akteure dafür direkt neben dem Nachbau der Lagermauer gegraben und ein großes Feuer entfacht. Gut zwei Dutzend frei nach archäologischen Funden modellierte Varianten der seltenen Webgewichte wurden in das Feuer gelegt. Zusätzlich kamen noch 80 Spinnwirtel dazu. Materialen die es braucht, um das Experiment bis zum Ende zu durchzuführen. Denn letztendlich soll am Nachbau eines historischen Webstuhls im neuen Grubenhaus ausprobiert werden, ob die Webgewichte tatsächlich für den so genannten „2/1-Köper-Stoff“ verwendet werden können.
Das zumindest ist die Theorie von Archäologin Gisela Michel. Sie erforscht mit einem Real-Experiment in Bergkamen, ob die Theorie eine reelle Chance hat. „Diese Webgewichte wurden von den Germanen verwendet und hatten ein Zentrum vor allem in Nordfrankreich, waren aber über die Niederlande bis nach Paderborn verbreitet, wenn auch selten“, erklärt sie. Vermutlich wurden sie deshalb nicht so oft benutzt, weil der Stoff, für den sie benötigt wurden, komplizierter in der Herstellung war.
Der erste Brand jedenfalls funktionierte am Wochenende nicht ganz. Fast alle Webgewichte kamen zersprungen und zerbrochen in der Asche der Grube wieder zum Vorschein. „Vermutlich ein Materialfehler“, meint die Archäologin. „Die Magerung des Tons war wohl nicht ganz in Ordnung“, sagt sie. Der Brand muss noch einmal wiederholt werden Dafür ist aber auch noch genug Zeit. Im August werden sie am Gewichtswebstuhl im Grubenhaus erst beim Weben benutzt. Der Stuhl steht schon. Die Vorbilder dafür stammen vor allem aus dem Mittelalter, denn diese Form des Webstuhl wurde über sehr lange Zeit vor allem in Skandinavien weiter verwendet.
Zu entdecken gab es rund um die Holz-Erde-Mauer des ehemaligen Römerlagers aber noch viel mehr. Eine römische Ausrüstung lag zur Anprobe bereit. Die Besucher konnten lernen, wovon sich die Einheimischen damals ernährt haben. Der Speisenzettel war jedenfalls weit weniger exotisch als heute. Dachschindel entstanden mit historischen Geräten ebenso wie gefärbte Wolle und Ledermaterialien. In einer anderen Ecke entstanden steinzeitliche Werkzeuge. Es war einmal mehr ein spannender Rundgang durch die Bergkamener Geschichte, der einiges zu bieten hatte und noch einige interessante Fortsetzungen erleben wird.