Anarchisch den Ungehorsam nicht nur für den Klimawandel proben
Ganz schön wild war der Tanz mit „Klimaballerina“ Anny Hartmann zum Finale der Kabarett-Saison auf dem Globus. Der hatte vorsichtshalber aufgeblasen einen eigenen Stuhl als Nebendarsteller auf der Bühne des studio theaters. Das war fast auch besser so, denn beim analytischen Sezieren der gängigen Klimalügen ging es schon mal weit ab vom eigentlichen Thema, blieb aber immer scharfsinnig der Wahrheit auf den Fersen.
Vieldeutig war schon die Herleitung über den neuen „Zweite-Wahl-Kanzler“ als lebenden Beweis für die Überflüssigkeit des Sauerlands und die Politik von Reichen für Reiche hin zur Entlarvung der Missverständnisse des Klimawandels. Als „Miss Verständnis“ ging es mit der Diplomvolkswirtin untermauert mit Daten und Fakten temporeich durch die Zweifel am menschengemachten Klimawandel nicht ohne Verweis auf die katholische Kirche, die nur 395 Jahre dafür gebraucht habe, die Theorie von der Erde als Kugel zu akzeptieren. Zusammen mit den USA sind wir Spitzenreiter im CO2-Pro-Kopf-Verbrauch – dem Stoff, er immer noch von Lobbyisten als natürlicher Stoff propagiert werde, während der Unterschied zwischen den anthropogenen und biogenen Varianten gezielt unterschlagen wird.
Das Prinzip, das Lachen im Halse stecken bleiben zu lassen, funktionierte durchgängig. Für Hirnschmelze sorgte die Wahrheit, dass Atomkraftwerke eben nicht klimaneutral argumentiert werden können, wenn sie Unmengen CO2 verschlingen. Anny Hartmann streute gezielt „Angst vor der Bajowarisierung der Gesellschaft“, um gleich nahtlos an das Missverständnis vom eigenen mitentscheidenden Konsumverhalten anzuknüpfen, hinter dem in Wahrheit die Mineralölkonzerne stecken. Das wiederum hängt irgendwie auch mit der Behauptung der Mächtigen zusammen, dass die Mehrheit den Klimaschutz gar nicht wolle. „Mit Physik kann man nicht verhandeln“, warnte Anny Hartmann und segnete die Mächtigen: „Die Würde des Rasers ist unantastbar.“
Klimaschutz geht nicht ohne erneuerbare Energien und der Markt wird eben nicht alles richten: Manches kapitalistisch im Wettstreit der Systeme als Ersatzreligion verewigte Parole gehört auf dem Prüfstand. Anny Hartmann fordert den zivilen Ungehorsam, wie ihn auch das Grundgesetz erlaubt – und spürt dem wandernden Frieden vom Hindukusch in die Ukraine ebenso unerbittlich nach wie den Folgen des Siegs des Kapitalismus. Schuldige sind auch in den Religionen ausgemacht, die den Menschen als Krone statt als Teil der Schöpfung feiern. „Die Ausrottung ist rein menschlich“, sagt sie und verwandelt sich umgehend in den General „Goebels“, der kriegerisch auf Friedensmission für Konzerne und bombige Fußballvereine ist.
Die Theorie der Unvereinbarkeit von Kapitalismus und Demokratie und strategischen Angstverbreitung als Unterwanderung der letzteren endet mit Anny Hartmann nicht nur in den „praktischen“ Seiten der Corona-Isolation und der Anarchie als Gesellschaftsmodell. Es bleibt am Ende der Appell, wachsam zu bleiben, auch mal nach oben zu treten und sich ein Stück der Kindheit mit sturem Ungehorsam zu wahren. Ob das im gehorsamsgeübten Deutschland so gut ankommt, ist eine Sache. Den Bergkamenern gefiel es ausnehmend gut, auch wenn es ihnen immer mal wieder die Sprache verschlug.