An der Tanke zugelangt: Brieftasche von Zapfsäule geklaubt

von Andreas Milk
Wie viele vergessene Brieftaschen liegen eigentlich immer so auf den Zapfsäulen der Shell-Tankstelle in Bergkamen an der Werner Straße rum? Zugegeben, die Frage klingt seltsam. Aber das war die Beweisaufnahme in einem Prozess um Unterschlagung vor dem Kamener Amtsgericht auch.

Es geht um einen Vorfall am Vormittag des 22. September 2024. Klaus B. (Namen geändert) hatte eben getankt, dabei sein Portemonnaie auf der Zapfsäule abgelegt. Nach dem Tanken ließ er es versehentlich liegen. Er nutzte sein Handy zum Bezahlen, stieg wieder ins Auto und fuhr davon. Als nächster fuhr Marco K. an die Säule. Auch er tankte – und steckte das Portemonnaie seines Vorgängers ein. All das wurde von Kameras aufgezeichnet.

Als Konsequenz erhielt Marco K. einen Strafbefehl über 2.400 Euro. Er legte Einspruch ein. So kam es jetzt zu der Verhandlung. Und darin erklärte K.: Die Brieftasche – schwarz, mit farbigem Rand – sei so gut wie leer gewesen, nur mit ein paar Münzen drin und einem Notizzettel. Sie behalten zu haben, sei allenfalls eine Ordnungswidrigkeit. Klaus B. dagegen beteuerte als Zeuge: Sein Portemonnaie – ein braunes – habe zwei EC-Karten, eine Kreditkarte, Führerschein und Personalausweis enthalten. Alles nochmal neu zu beschaffen, habe ihn einen Tag Urlaub gekostet und rund 100 Euro. Die verschwundenen Karten und Papiere blieben verschwunden – auch, als es beim mutmaßlichen Mitnehmer Marco K. eine Hausdurchsuchung gab.

Klar immerhin ist: Marco K. hat ein fremdes Portemonnaie eingesackt – das gab er ja selbst zu. Der Richter verurteilte den nicht vorbestraften 48-Jährigen zu einer Geldstrafe auf Bewährung: 1.000 Euro muss K. zahlen, falls in den kommenden zwölf Monaten nochmal Ähnliches passiert. Daneben muss er 200 Euro Buße an die Landeskasse überweisen. Dem Brieftaschenbesitzer Klaus B. händigte er aus freien Stücken 100 Euro als Ersatz für dessen Wiederbeschaffungskosten aus.