Aktionskreis feiert Geburtstag und wünscht Windräder auf den Bergehalden
Der Aktionskreis Wohnen und Leben Bergkamen wollte es am Wochenende nicht damit bewenden lassen, sein 10-jähriges Bestehen auf der Ökologiestation ausgiebig zu feiern. Am Sonntag ging es deshalb um die Frage: Wie kann die „Energiewende“ auch in ehemaligen Bergbaustandorten des Kreises Unna – mit besonderem Blick natürlich auf Bergkamen – angegangen und gestaltet werden.
Zu der von dem Aktionskreismitglied Jochen Nadolski-Voigt moderierten Diskussion waren eingeladen worden: Martin Tönnes als stellv. Direktor des RVR (zuständig für Planung), Jochen Baudrexl als Geschäftsführer der GSW, Dr. Michael Dannebom als Wirtschaftsförderer des Kreises Unna, Kerstin Ciesla als Mitglied des Vorstandes des NRW-Landesverbandes des BUND sowie als Ersatz für Franziskus Kampik (Bürgerenergie) der Vorsitzende des Aktionskreises Karlheinz Röcher.
Gekommen waren außerdem rund 35 interessierte Bürger. In seinem Impulsreferat ging Martin Tönnes auf die einzelnen Arbeitsgebiete des RVR mit dem Schwerpunkt „Umsetzung der Energiewende“ ein. In der anschließenden Diskussion zielte die Moderation vor allem darauf ab, durch gezielte Fragen an die einzelnen Diskutanten konkrete Aussagen zu ersten oder weiteren Schritten bei der Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zu entlocken.
Dass hier Handlungsbedarf im Kreis Unna besteht, ist zweifelsfrei: Bei der Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien bringt es der Krs. Unna mal gerade auf 10%, während der Bundesdurchschnitt bereits bei über 25% liegt. Auch dass sich bereits als „Energiewende-Stadt“ bezeichnende Bergkamen liegt nach Überzeugung von Karlheinz Röcher „bei strenger Betrachtung“ (Anteil des EEG-Stroms ist von 64% in 2011 auf aktuell 51% gesunken wegen des Rückgangs der Stromerzeugung aus Grubengas) bei lediglich 3,8% (595 Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet, ein Windrad, eine Biogas-Anlage).
Die Diskussion entwickelte sich am spannensten bei der konkreten Forderung des Aktionskreises, die Bergehalde „Großes Holz“ zu einem Standort für erneuerbare Energien weiterzuentwickeln. Dass die Dinge hier nicht voran kommen, ließ sich nicht an den Diskutanten festmachen: RVR, GSW, BUND und Aktionskreis würden die Projektierung von zwei bis drei modernen Windrädern auf der Halde im nordöstlichen Bereich befürworten. Das Modell könnte sein: Die GSW als Betreiber mit einer Beteiligung der Bürger, z.B. über die Genossenschaft „Die Energiegesellschafter eG“ mit Sitz in Kamen.
Entscheidend sei jedoch, so Röcher, ob die Stadt Bergkamen sich da einreiht und eine Änderung des Flächennutzungsplans für die Halde betreiben wolle. Im Zuhörerkreis vermissten die Veranstalter Vertreter der SPD-Mehrheitsfraktion im Stadtrat und der Verwaltung. Sie seien ebenso eingeladen worden, hieß es.
Nach einer kleinen Stärkung machte sich dann noch mal ein Wandergruppe auf den Weg von der Ökostation auf die Halde „Großes Holz“, um „im Gedenken an Hermann Scheer (SPD-Politiker, MdB und Umweltaktivist)“ der Forderung des Aktionskreises durch die Kunst-Aktion „Wir pflanzen Windräder und lassen Ballons in den Himmel steigen“ Nachdruck zu verleihen. Mit Sonne und Wind meinte es auch der „Wettergott“ gut mit den Protagonisten und bürgerschaftliches Engagement kann durchaus auch Freude bereiten.