Acht Frauen lassen auf der Bühne des Gymnasiums die Masken fallen

Von wegen „Me too“. Diese 8 Frauen ließen sich am Samstag auf der Bühne des Gymnasiums überhaupt nichts sagen. Sie hatten allesamt eine Hauptrolle und spotteten allen weiblichen Stereotypen. Sie hätten sämtliche das Zeug zu hinterhältigen Mörderinnen gehabt. Doch wer den Hausherrn am Ende umgebracht hatte, war bei der Aufführung des Theaterkurses eigentlich egal. Viel spannender war es, der ungehemmten Spielfreude zu folgen. Und eine Maske nach der anderen fallen zu sehen.

Viele Frauen und ein großes Durcheinander.

Endlich gab es wieder eine Aufführung des Kurses, der als Fortsetzung des Literaturkurses die Leidenschaft für das Theater kultiviert. Diesmal ohne Lockdowns, nur mit lästiger Masken- und Testpflicht. Und mit einem mehr als schalen Beigeschmack des Krieges in der Ukraine, weshalb die Gedanken aller zunächst auch dorthin ging – bevor sich überhaupt ein Vorhang hob. „Für viele von uns ist es auch eine persönliche Belastung, denn viele Schülerinnen und Schüler haben Verwandte oder Kontakte in die Ukraine“. Deshalb tat es auch gut, einen Abend lang mal etwas ganz anderes zu hören und zu sehen.

Auch die Hausdame hatte es faustdick hinter den Ohren.

Die Wahl fiel auch deshalb auf das Theaterstück des französischen Autors Robert Thomas, weil der Theaterkurs tatsächlich ausschließlich aus jungen Darstellerinnen besteht – acht an der Zahl. Die beiden männlichen Kollegen stießen erst später dazu und kümmerten sich um das beeindruckende Bühnenbild, Ton und Licht. „Vor zwei Wochen war die Bühne noch eine Baustelle. Es ist beeindruckend, was sich gleich vor uns präsentiert.“

Tolles Bühnenbild – komplett selbstgestaltet.

Das schmucke Wohnzimmer eines reichen Industriellen zeigte sich in ganzer Pracht hinter dem Vorhang. Dort und unsichtbar hinter den vielen Türen spielte sich die höchst verwickelte Handlung ab. Anstelle beschaulicher Weihnachten gab es einen toten Hausherrn, ein gekapptes Telefon, eine verschwundene Waffe, ein zerstörtes Auto und ein verschlossenes Eingangstor. Das alles war ebenso Fassade wie das sorgsam gepflegte Image jeder einzelnen der Anwesenden. Die Hausdame entpuppt sich als Spielsüchtig, die Tochter als schwanger, die Oma hortete ihre Aktien im Kissen und die „vertrocknete“ Tante schrieb flammende Liebesbriefe.

Engagiertes Spiel auf der Bühne.

Nächtlicher Streit, dubiose Teelieferungen, ein Hausmädchen mit heimlichen Rendezvous, Explosionen, vergiftete Hunde: Es ging drunter und drüber und keine der Frauen war, was sie wirklich zu sein schien. Ein sarkastisch-humoristischer Ausflug in die Abgründe der menschlichen Fassaden, hinter der sich Abgründe auftun – ganz wie aktuell in mancher Realität.

Ein Geschenk für alle.

Die Freude am Spiel steckte jedenfalls an und ließ für ein paar Stunden die raue Realität mit drohenden Szenarien in den Hintergrund treten. Für den Kurs gab es das Aufführungsplakat in Luxusausführung. Und die Gewissheit, hat sich fortgesetzte Engagement nach dem Unterricht mehr als gelohnt hat.

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