Lehrstellen-Offensive: Kreistag gibt Rückenwind für breites Bündnis
Der Lehrstellenmarkt im Kreis ist seit Jahren extrem angespannt. Die Corona-Krise hat die Situation deutlich verschärft. Mario Löhr bekam jetzt Rückenwind von der Kreispolitik. Und so ruft der Landrat jetzt alle Partner zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf. Zusammen mit der Werkstatt im Kreis Unna hat Löhr den ersten Baustein dafür schon gesichert: Das Land finanziert mit rund 1 Mio. Euro zusätzliche Ausbildungscoaches und außerbetriebliche Lehrstellen.
Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ging zum Ausbildungsstart im letzten Sommer regional wie landesweit deutlich zurück. Über 15.000 Verträge wurden in NRW weniger abgeschlossen, 85 % davon durch Corona verursacht, erläutert der Landrat. Im Kreis blieben offiziell 155 Jugendliche unversorgt. Mehrere 100 junge Menschen suchten weiter eine Lehrstelle, leider erfolglos. Gleichzeitig klagen Unternehmen über Fachkräftenachwuchs und besetzten über 200 Stellen nicht, weil sie keinen geeigneten Jugendlichen fanden. Ein Trend, der seit Jahren steigt und der durch Corona erheblich verschärft wird. „Das darf so nicht weitergehen“, fordert Mario Löhr. „Wir können nicht riskieren, dass Teile der nachwachsenden Generation zu Coronaverlierern werden und auf der anderen Seite die Fachkräftelücke in den Betrieben immer größer wird“.
Startschuss Ausbildungsoffensive
Löhr ruft daher alle Partner der Region auf, „die Ärmel hochzukrempeln“ und mit ihm eine „Ausbildungsoffensive im Kreis Unna“ zu starten. Ziel ist, dass jedem Jugendlichen, der eine Lehre absolvieren will, auch ein Angebot unterbreitet wird. Einen ersten Erfolg kann der Landrat schon verzeichnen: Dem Chef der Werkstatt im Kreis Unna Herbert Dörmann ist es unter der Schirmherrschaft des Landrats und im Schulterschluss mit den Geschäftsführungen der Agentur für Arbeit Hamm und des Jobcenters Kreis Unna gelungen, erhebliche Landesmittel in die Region zu holen. 1 Mio. Euro will das Arbeitsministerium NRW mit seinem neuen Sonderprogramm „Kurs auf Ausbildung“ in die Hand nehmen, um Jugendliche anzusprechen, gezielt ihre beruflichen Wünsche und Interessen zu überprüfen und ihnen dann passgenaue Vorschläge für eine Berufsausbildung zu unterbreiten.
Gleichzeitig werden Unternehmen mit offenen Ausbildungsstellen über vorausgewählte Bewerber informiert und durch persönliche Kontaktherstellung mit den Jugendlichen zusammengebracht. Im Wege dieser 1:1 Vermittlung soll eine möglichst große Deckung zwischen den Wünschen der Jugendlichen und den Bedarfen der Unternehmen hergestellt werden.
Für junge Menschen, die trotz des Matching- und Coachingprozesses keine Stellen finden, finanziert das Land zusätzliche Ausbildungsplätze, die die Werkstatt im Kreis Unna einrichtet. Die Werkstatt kooperiert hier vor allem mit Betrieben, die wegen der Corona-Krise den finanziellen Aufwand der Ausbildung scheuen, obwohl sie ausbildungsberechtigt wären. Daher wird die Ausbildungsvergütung im ersten Jahr vom Land übernommen und der Ausbildungsvertrag mit der Werkstatt geschlossen. Mit den Unternehmen vereinbart die Werkstatt, dass sie den jeweiligen Jugendlichen ab dem zweiten Jahr übernehmen.
Langfristige Strategie
Für Landrat Löhr ist das ein denkbar guter Startschuss für seine Ausbildungsoffensive. Nach den Osterferien wird der Landrat dann alle Partner aus Industrie, Handel, Handwerk, der Gewerkschaft, der Arbeitsagentur und dem Jobcenter zusammen mit der Werkstatt im Kreis Unna einladen, um eine gemeinsame Strategie für die nächsten Jahre zu diskutieren. Hier könnten für den Landrat auch kommunale und Kreistochtergesellschaften mit einbezogen werden und eine Vorbildfunktion übernehmen. Dazu wird Löhr entsprechende Gespräche mit den Bürgermeistern/-innen im Kreis Unna aufnehmen. Und einen nächsten Meilenstein hat Löhr schon mit der Werkstatt im Kreis Unna fest im Blick: Die Bildungseinrichtung hat gemeinsam mit Arbeitsagentur-Chef Thomas Helm und Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Ringelsiep einen erneuten Antrag beim Land platziert, um weitere 40 bis 60 landesfinanzierte Ausbildungsstellen in den Kreis Unna zu holen.
– Volker Meier –