GSW-Lichtermarkt fasziniert mit Feuerinferno und himmlischen Lichtengeln im Menschenmeer
Sie stehen mit großen Augen in der Kirche vor den Engeln mit den Geigen und können es kaum fassen, dass auch noch riesige Lichtkegel aufflammen. Wenn das Wesen mit den leuchtenden Schmetterlingsflügeln in einem Meer aus Kerzen wieder eine Riesenseifenblase in den Nachthimmel schickt, jauchzen sie verzückt im Chor auf. Den funkelnden Einhörnern fassen sie ungeniert an die Stelzenbeine und mit den Pinguinen tanzen sie über die Wiese. Gerade die Kinder ließen sich voll und ganz von der Magie des Lichtermarktes in den Bann schlagen – mit Haut und Haaren.
Dass kleine Lichtkegel zu lieblicher Musik über die Bühne tanzen können und Körper sich an langen Tüchern in Lichtmeeren winden war dabei genauso faszinierend wie ein wirbelnder Feuerball oder funken schlagende Feuertrommeln. Selbst den Erwachsenen bleiben die Münder offen stehen, als sich Flammen aus Kelchen zu Kunstwerken zusammentropften und sich Fackeln mit Menschen in riesigen Reifen drehten. Der eine entdeckte das Subtile im perspektivischen Lichtviereck im Stadtwald und das Spirituelle im elektronischen Lichtdidgeridoo. Die Kinder tobten einfach mit Lichtschwertern unbeschwert mitten durch die dichtgedrängten Mengen, formten Herzen auf der Lichtleinwand, ließen kleine Hasen als Lichtgraffiti durch die Nacht hoppeln und jagten den Seifenblasen in den Lichtkegeln hinterher.
Ganz leicht war es nicht, das alles barrierefrei zu genießen, denn der Lichtermarkt war schlichtweg rammelvoll. Vom Stau bei den Einhörnern schob man sich zumeist im Pulk weiter vorbei an den Stelzenschmetterlingen und den Ständen mit Lichtspielzeugen, an denen Verkauf im Akkord geleistet wurde. Da konnte schon mal ein Stück frittierter Blumenkohl auf den Schuhen oder ein Flammkuchen auf dem Saum der Jacke landen, denn die Ellbogen waren im Dauereinsatz. Der goldenen Oktober war zurück und mit ihm eine fast laue Herbstnacht, die das Flanieren gemütlich machte. Anstrengend wurde es allerdings, einen Platz bei den Highlightshows mit den Angelstrings in der St. Elisabeth Kirche oder bei der Wonderland-Show auf dem Stadtmarkt zu ergattern, der wenigstens einen Hauch von freier Sicht ermöglichte. In letzter Sekunde spätestens erhob sich ein Meer aus Smartphones, um alles live für die Verwandt- und Bekanntschaft mitzufilmen.
Als Besucher musste man also einigermaßen wild entschlossen sein, um von allem einen entspannten Eindruck zu bekommen. Denn es kostete vor allem Zeit, um sich von einem Höhepunkt zum nächsten zu schieben. Da fehlten auch dem Geistlichen in der Kirche schlicht die Worte angesichts von Menschenmengen, die stehende Ovationen für die Zugabe der geigenden Engel forderten. Die holten das Publikum auf die Bühne und gingen vor besonders faszinierten Kindern für eine spontane Extradarbietung in die Knie. Auf dem Stadtmarkt konnten Augen und Hirn den vielen gleichzeitig wirbelnden Licht- und Feuereffekten fast nicht folgen. Am Ende hatte man das beklemmende Gefühl, definitiv nicht alles gesehen zu haben, denn das Auge konnte sich nur mühsam von sich im Licht schlängelnden Körpern in der Luft lösen, während andere Körper im Hintergrund in Lichtreifen herumwirbelten und Feuerzauberer im Vordergrund ein wahres Inferno anrichteten.
Aufregend war er also allemal, der GSW-Lichtermarkt. Aber auch ganz schön anstrengend. Wer besonders aufmerksam war, der konnte sich übrigens ganz nebenbei nicht nur den besten Halloweenschmuck sichern, sondern auch die begehrten Lions-Club Adventskalender. Denn Weihnachten kommt ja bekanntlich auch viel schneller als man denkt…