Eine jetzt veröffentlichte Studie der RWTH Aachen zur PCB-Belastung von Bergleuten brachte ein für das Bergkamener Personenwahlbündnis BergAUF nicht unerwartetes Ergebnis: Rund die Hälfte der 200 untersuchten Bergleute hatten erhöhte PCB-Werte im Blut. „Grund zur Besorgnis, denn die Bergleute wissen nur zu gut, dass viel der Kumpels und sogar deren Familienangehörigen, die mit PCB in Berührung kamen, bereits gestorben sind“, erklärte am Dienstag BergAUF.
Denn PCB gehöre zum „dreckigen Dutzend“ der giftigsten Stoffe, die die Menschheit kennt.
Trotzdem behauptet der RAG-Vorstandsvorsitzende Peter Schrimpf: „Die Ergebnisse zeigen, dass keine akute Gesundheitsgefährdung für die untersuchten Bergleute vorliegt“. Diese Auffassung vertrat aber auch Professor Thomas Kraus, der Leiter des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Uniklinik der RWTH Aachen (IASU), der die von der RAG beauftragte Untersuchung geleitet hat.
In diesen Aussagen sieht BergAUF eine „völlige Verharmlosung“ der Gefahr durch PCB, die z.B. auf www.bauschadstoffe.ch so beschrieben werde: „Für den Menschen besteht durch PCB in der Regel keine akute, unmittelbare Vergiftungsgefahr. Jedoch konnten fatale Langzeitauswirkungen schon bei geringen Mengen festgestellt werden. PCB führt zu Leber-, Milz- und Nierenschäden, beeinträchtigt den Sexualhormonhaushalt und es besteht der Verdacht auf krebserregendes Potenzial. Ebenfalls typische Auswirkungen sind Haarausfall, Schädigung des Immunsystems und die sogenannte Chlorakne…“
BergAUF: „Weil uns diese Gefahren durch PCB bekannt sind, legten wir auf der Sitzung des Bergkamener Stadtrats am 11.10.2018 eine Resolution vor, die vor dem Anstieg des PCB-haltigen Grubenwassers warnt und die RAG auffordert, die qualifizierte Wasserhaltung wie bisher beizubehalten. Denn mit dem Ansteigen des warmen Grubenwassers wird auch das wasserunlösliche PCB, das an Feststoff-Teilchen anhaftet, mit nach oben gewirbelt. Die PCB-Belastung im Grubenwasser würde als weiter steigen. Außerdem sollte die RAG in die Pflicht genommen werden, die PCB-Reinigungsanlage auch zu bauen, die sie in ihrer Zeitschrift „Steinkohle“ zugesagt hatten.“
Doch alle anderen Ratsfraktionen, sogar die GRÜNEN, hätten diese Resolution und damit eine schärfere Gangart gegenüber der RAG ohne inhaltliche Begründung abgelehnt.
PCB sei seit 1989 in Deutschland vollständig verboten, auch laut EU-Verordnung Nr. 850/2004 seien Herstellung, Inverkehrbringen und Verwendung von PCB komplett verboten. BergAUF: „Das gilt auch für die RAG: PCB darf also nicht stillschweigend weiterhin mit dem Grubenwasser über die Flüsse in die Weltmeere eingeleitet werden! Wir fordern die RAG auf, alle mit PCB belasteten Kumpel umgehend zu entschädigen. Alle Mitbürger sind auch im Interesse nachfolgender Generationen angehalten, sich gemeinsam für diese Forderungen stark zu machen.“