Am Kamener Bahnhof ausgeraubt und mit Fäusten geschlagen

Zwei marokkanische Staatsangehörige (22/29) raubten am Freitagabend am Kamener Bahnhof einen 27-jährigen Landsmann aus. Hierbei bedrohten sie das Opfer mit einem Messer und schlugen es nach der Tat mit Fäusten. Drei Stunden nach der Tat wies sich einer der Täter, nach einem Ladendiebstahl, mit einem Dokument des Opfers aus. Einsatzkräfte der Bundespolizei nahmen beide Täter in Dortmund fest.

Gegen 23:30 Uhr erschien ein 27-jähriger Mann auf der Bundespolizeiwache am Dortmunder Hauptbahnhof und teilte den Beamten mit, dass er um 20:45 Uhr am Bahnhof Kamen von zwei Männern mit einem Messer bedroht wurde. Hierbei hielten sie ihm das Messer an den Hals und erbeuteten 25,- Euro. Anschließend schlugen sie auf ihn ein. Mit mehreren Platzwunden am Kopf suchte er ein Krankenhaus auf.

Kommissar Zufall führte wenige Stunden nach der Tat zur Ermittlung von einem Täter. Der 22-jährige Marokkaner hatte nach dem Raub in Kamen im Dortmunder Hauptbahnhof eine Flasche Wein gestohlen. Bei der Personalienüberprüfung zeigte der Ladendieb das zuvor geraubte Dokument seines Opfers vor.

Da sich Opfer und Täter zeitgleich auf der Wache aufhielten, flog der Betrug auf. Der zweite Täter konnte anhand der Personenbeschreibung kurze Zeit später in der Empfangshalle des Bahnhofs festgenommen werden. Bei einer Gegenüberstellung erkannte das Opfer die Täter zweifelsfrei wieder.

Gegen das Duo wurde ein Ermittlungsverfahren wegen schweren Raubes eingeleitet. Nach Rücksprache mit dem Kriminaldienst der Dortmunder Polizei wurden die 22- und 29-jährigen Täter dem Polizeigewahrsam zugeführt. Von dort aus werden die weiteren Ermittlungen getätigt.




Rauchgasvergiftung durch Zimmerbrand

Die Mieter einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Ebertstraße zog sich am Montagabend kurz vor 22.30 Uhr durch einen Zimmerbrand eine Rauchgasvergiftung zu. Er musste deshalb zur ärztlichen Versorgung in ein Krankenhaus gebracht werden.

Einen Schwerverletzten forderte am Montagabend ein Zimmerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Ebertstraße.
Einen Schwerverletzten forderte am Montagabend ein Zimmerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Ebertstraße.

Als die Feuerwehrleute aus Bergkamen-Mitte, Weddinghofen und Oberberge am Einsatzort ankamen, brannte in dem Zimmer der Teppichboden und Kleidungsstücke, die auf ihm lagen. Das Feuer sei schnell mit Wasser gelöscht worden, erklärte Stadtbrandmeister Dietmar Luft. In die Zimmertür hatten die Feuerwehrleute eine Rauchgassperre geklemmt. Dadurch verhinderten sie, dass das giftige Gas in die anderen Wohnungen des Mehrfamilienhauses drang. Deshalb konnten die übrigen Mieter gegen 23 Uhr wieder in ihre Wohnungen zurück.

Wie der Brand entstanden ist, war am Montagabend noch unklar, weil der Mieter der betroffenen Wohnung dazu noch nicht befragt werden konnte. Er selbst hatte, nachdem das Feuer entstanden ist, die Feuerwehr über Notruf angerufen und auch seine Nachbarn verständigt, sodass sie das Haus verlassen konnten, bevor die Feuerwehr eintraf.




Falsch geparkter Pkw führt Polizei direkt zu Hanfplantage

Ein falsch geparkter Pkw ist jetzt zwei Dortmundern zum Verhängnis geworden. Die Polizei fand in den Wohnungen der beiden größere Mengen an Hanfpflanzen.

Hanfplantage in einer Wohnung.
Hanfplantage in einer Wohnung.

Am Samstag gegen 20.15 Uhr meldete sich ein Bürger bei der Polizei und beschwerte sich über ein Auto in seiner Garageneinfahrt in der Geschwister-Scholl-Straße. Die angerückten Polizisten versuchten vor Ort den Fahrer des Autos zu ermitteln und klopften vergeblich an der Wohnungstür des mutmaßlichen Fahrers. Aus der Wohnung strömte starker Cannabisgeruch. Zurück auf der Straße, kümmerten sich die Beamten zunächst weiter um den falsch abgestellten Pkw.

Plötzlich kamen der Fahrer und eine weitere Person aus dem Haus auf die Straße. Beim Anblick der Beamten reagierten sie geschockt und wurden kreidebleich. Angesprochen auf den Cannabisgeruch redeten sich die beiden Dortmunder um Kopf und Kragen. Die Polizisten durchsuchten daraufhin die Wohnung des 28-jährigen Fahrers und die des 26-jährigen Nachbarn.

In beiden Wohnungen stellten die Beamten eine große Menge an Hanfpflanzen sowie umfangreiche professionelle Geräte zum Anbau und Vertrieb von Betäubungsmitteln sicher.

Beide Männer wurden daraufhin festgenommen. Die Ermittlungen dauern an.




Pflege- und Wohnberatung am Donnerstag

Die nächste Pflege- und Wohnberatung in Bergkamen findet am Donnerstag, 15. Januar statt. Die Fachleute des Kreises stehen Ratsuchenden von 10 bis 12 Uhr im Rathaus, Rathausplatz 1 (Raum 600 in der 6. Etage) zur Verfügung. Eine telefonische Kontaktaufnahme ist unter 0 23 07 / 96 52 18 möglich. Falls sich weitere Fragen ergeben, sind die Fachleute unter Tel. 0 23 07 / 289 90 60 zu erreichen.

Bei der Beratung können Fragen rund um das Thema Pflege und Wohnen gestellt werden. Da kann es z.B. um den Antrag auf Leistungsgewährung gehen, um die Grundlagen, nach denen der Medizinische Dienst der Krankenkassen seine Begutachtung durchführt, um die Frage, wie sich Pflegebedürftige auf diese Begutachtung vorbereiten können oder auch um die Finanzierung und Abrechnung eines ambulanten Pflegedienstes oder die Finanzierung des Pflegeheimplatzes. Aber auch Ratsuchende, die Fragen nach technischen Hilfsmitteln oder einer Wohnraumanpassung, wie z. B. einem barrierefreien Badezimmer haben, können die gemeinsame Sprechstunde aufsuchen.

Die Beratung erfolgt trägerübergreifend, also unabhängig von der Zugehörigkeit der Ratsuchenden zu einer Kranken- oder Pflegekasse. Die „Hilfe aus einer Hand“ ist kostenfrei, neutral und persönlich.

Wer die Termine nicht wahrnehmen kann oder im Anschluss weitere Fragen hat, erreicht die Mitarbeiterinnen der Pflege- und Wohnberatung des Kreises Unna im Severinshaus, Nordenmauer 18 in Kamen unter Tel. 0 23 07 / 289 90 60 oder 0800 / 27 200 200 (kostenfrei).

Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.kreis-unna.de – Kreis & Region – Soziales – Pflege- und Wohnberatung.




Zukunftsdialog „LebensWerte“ geht in die nächste Runde

 Ein Blick auf die Internetseite www.kreis-unna.de/lebenswerte. Foto: B. Kalle - Kreis Unna
Ein Blick auf die Internetseite des Kreises Unna. Foto: B. Kalle – Kreis Unna

Lebensqualität messen und damit planbar machen – das will die Forschungsinitiative „LebensWerte“, die 2012 im Kreis Unna mit 250.000 Euro Fördermitteln des Bundes und wissenschaftlicher Begleitung gestartet ist und jetzt in die zweite Förderphase geht.

Nachdem im ersten Schritt Ziele in den Themenfeldern Bildung, Wirtschaft, Beschäftigung, Fläche, Klima und Mobilität formuliert wurden, geht es in einem zweiten Schritt um die Umsetzung. „Wir können die entwickelten Projekte jetzt mit den Menschen im Kreis mit Leben füllen“, freut sich Ludwig Holzbeck, der als Fachbereichsleiter Natur und Umwelt für die „LebensWerte“ verantwortlich ist.

Eines dieser Ziele liegt beispielsweise im Bereich der Mobilität. So sollen die umweltschonenden Verkehrsmittel wie Bus, Bahn und Rad gestärkt werden. „Nun geht es darum auszuloten, was in den Städten und Gemeinden getan werden kann, um dieses Ziel zu erreichen“, erläutert Holzbeck.

Nicht nur die Bürgermeister aller Städte und Gemeinden werden in diesen Prozess eingebunden, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Unna. „Wir setzen auf Ihre Anregungen und Ideen“, sagt Holzbeck und verweist auf eine Online-Umfrage unter www.kreis-unna.de/lebenswerte, bei der die Teilnehmer ganz einfach per Mausklick ihre Meinung zum Thema Mobilität im Kreis Unna äußern können.

„Wir rufen alle Bürger – egal ob jung oder alt – auf, sich rege daran zu beteiligen“, sagt Ludwig Holzbeck. Eine Präsentation der Ergebnisse wird es nicht nur auf der Internetseite www.kreis-unna.de/lebenswerte, sondern auch auf einer öffentlichen Mobilitätstagung im Frühjahr 2015 geben. Details zur Tagung, zu der alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind, werden rechtzeitig bekannt gegeben.




Lippeverband bleibt in Hochwasserbereitschaft

Am Unterlauf der Lippe zwischen Haltern und Wesel war am Wochenende das erste Hochwasser dieses Winters zu verzeichnen. In Bergkamen gab es lediglich einen erhöhten Wasserstand. Inzwischen fallen die Pegel wieder, doch der Lippeverband bleibt in Hochwasserbereitschaft. Das nächste Tief rückt am Dienstag an.

Obwohl absehbar ist, dass die erste Hochwasserwelle des neuen Jahres damit „durch“ ist, bleibt das interne Hochwasserinformationssystem des Lippeverbands auf „Gelb“, der unteren der beiden Warnstufen, stehen. Damit sind die Betriebshöfe entlang der Lippe weiter in Hochwasserbereitschaft. Denn vom Atlantik her nähert sich schon das nächste große Tief und ab dem 13. Januar werden weitere nennenswerte Niederschläge erwartet. Wo sie genau fallen werden, lässt sich schwer vorhersagen. Doch klar ist: Da die Wasserstände immer noch hoch sind und die mit Wasser gesättigten Böden kein Wasser mehr aufnehmen können, wird starker Regen die Lippe schnell wieder steigen lassen.




Polizei rettet Teddy vom Autobahnkreuz – Besitzer gesucht

Ungewöhnlicher Rettungseinsatz für Beamte der Autobahnpolizei am Samstag: In Gefahr befand sich auf der B 236 ein kleiner Bär. Um genau zu sein ein Stoffteddy. Von seinen Besitzern aus bisher unbekannten Gründen zurückgelassen, drohte er im Bereich des Autobahnkreuzes Dortmund Nord-Ost überfahren zu werden.

Wem gehört dieser Teddy?
Wem gehört dieser Teddy?

Gegen 14.30 Uhr meldete sich ein Zeuge bei der Polizei, der den Teddy entdeckt hatte. Die Beamten der Autobahnpolizei nahmen sich des pelzigen Spielgefährten an, bevor ihm Schlimmeres passieren konnte. Zwar war „Teddy“ bei dem schlechten Wetter etwas nass geworden und seine traurigen Knopfaugen blickten den Beamten aus einem verschmutzten Gesicht entgegen, offenkundig war er jedoch unverletzt.

Die Beamten nahmen ihn im Streifenwagen auf und brachten ihn zur Wache. Dort durfte sich der kleine Bär aufwärmen und sein Fell trocknen.

Der Besitzer hat bislang keine Vermisstenanzeige aufgegeben. Der Teddy wartet nun in der Autobahnpolizeiwache darauf abgeholt zu werden. Vermissen Sie den kleinen Spielgefährten? Dann melden Sie sich bei der Autobahnpolizeiwache in Kamen unter Tel. 0231/132-4521.




Gymnasium informiert Viertklässler und deren Eltern

Zum Tag der offenen Tür lädt das Städtischen Gymnasiums Bergkamen am Samstag, 17. Januar, von 8.30 Uhr bis 12 Uhr, ein. Ein Informationsabend für die Eltern findet bereits am Mittwoch, 14. Januar, 19 Uhr, im Pädagogischen Zentrum (PZ) des Gymnasiums statt.

Der Tag der offenen Tür startet ab 8.30 Uhr im PZ der Schule. Nach der offiziellen Begrüßung um 8.45 Uhr und einigen Informationen zum Ablauf des Tages durch Schulleitung und Unterstufenkoordination haben die kommenden Fünftklässlerinnen und Fünftklässler die Möglichkeit am „Schnupperunterricht“ in den aktuellen Klassen fünf teilzunehmen.

Anschließend ist den Gebäuden des Gymnasiums ein umfangreiches Programm vorbereitet. „Unsere Gäste können an verschiedenen Vorführungen teilnehmen und Ausstellungen  besichtigen“, erklärt Schulleiterin Bärbel Heidenreich. Die Fachgruppen Chemie, Informatik, Kunst, Musik, Physik und Technik sowie die Fachgruppe Russisch, Religion, Tanz-AG in Turnhalle 1, freuen sich auf einen Besuch. Die Fachschaft Biologie öffnet zudem wieder ihren beliebten Streichelzoo.

An einem Infostand im PZ liegen zudem für die Gäste Flyer und Infobroschüren bereit. Für das leibliche Wohl der Besucherinnen und Besucher ist auch gesorgt. Ab 9.30 Uhr hat das Café in der Mensa geöffnet, zudem gibt es im D-Trakt des Gebäudes einen Waffelstand des Abitur-Jahrgangs 2015. Erstmals bietet das SGB für den Tag eine Kinderbetreuung an.

 




Kassenwechsel bei steigenden Zusatzbeiträgen prüfen

Krankenversicherte können sich im neuen Jahr zunächst über eine Beitragssenkung freuen: Der bisher gültige Beitragssatz der gesetzlichen Krankenversicherung sinkt von 15,5 Prozent auf 14,6 Prozent. Der Wegfall der 0,9 Beitragspunkte beschert den Versicherern jedoch ein Loch von rund elf Milliarden in ihren Kassen, das sie voraussichtlich über individuelle Zusatzbeiträge wieder schließen werden.

Für Verbraucher heißt es jetzt: „Aufgepasst! Falls eine Krankenkasse einen höheren Mitgliedsbeitrag verlangt, sollten Versicherte die Beitragssätze und die Leistungen mehrerer Kassen miteinander vergleichen und gegebenenfalls wechseln. Denn bei der Erhebung beziehungsweise Anhebung von Zusatzbeiträgen können Versicherte ein Sonderkündigungsrecht nutzen“, erklärt Elvira Roth von der Verbraucherzentrale in Kamen. Mehr zu den neuen Regeln:

 

  • Neue Beitragssätze: 65 der gesetzlichen Krankenkassen erheben zunächst einen Zusatzbeitrag von unter 0,9 Prozent. 50 Kassen bleiben bei dem vorläufigen Satz. Und acht Krankenkassen verlangen mehr. Das bedeutet: Für viele wird die Krankenversicherung etwas günstiger als bisher.
  • Künftig mehr Ausgaben: Das Plus in der Tasche ist für die Versicherten vermutlich nur von kurzer Dauer: Mit Blick auf die steigenden Ausgaben für Medikamente, Arzthonorare und Behandlungen sind die meisten gesetzlichen Krankenkassen gezwungen, ihre Zusatzbeiträge nach einer Weile anzuheben, um die Kassenleistungen zu decken. Sämtliche Zusatzkosten müssen von den Versicherten allein – ohne Anteil der Arbeitgeber – geschultert werden.
  • Zahlungspflicht: Wer gesetzlich krankenversichert ist, muss in der Regel den Zusatzbeitrag der Kasse zahlen. Ausgenommen davon sind mitversicherte Familienangehörige – also Kinder oder Ehepartner. Bei Empfängern von Arbeitslosengeld I oder Grundsicherung übernimmt der jeweilige Träger neben der Krankenversicherung auch den vollen Zusatzbeitrag. Für Geringverdiener zahlen die Ämter nur die durchschnittliche Anhebung. Fällt ein Aufschlag höher aus, müssen Bezieher von Sozialleistungen die Differenz nicht selbst zahlen.

Kündigung: Versicherte haben ein Sonderkündigungsrecht, wenn die Krankenkasse einen Zusatzbeitrag erhebt oder erhöht. Die Kassen müssen ihre Versicherten spätestens in dem Monat vor der geplanten Anhebung auf dieses Sonderkündigungsrecht aufmerksam machen. Um eine Vergleichsmöglichkeit mit anderen Kassen zu haben, muss den Versicherten der durchschnittliche Zusatzbeitrag in der Ankündigung genannt werden. Auch der Hinweis auf eine Übersicht der Zusatzbeiträge aller Kassen auf der Internetseite des GKV-Spitzenverbandes unter www.gkv-zusatzbeitraege.de darf in dem Schreiben nicht fehlen. Kündigen kann man dann bis zum Ende des Monats, in dem der Zusatzbeitrag erstmals erhoben oder erhöht wird. Die Kündigung wird jedoch erst zum Ende des übernächsten Monats wirksam. Konkret: Wer im Januar kündigt, ist ab April bei der neuen Kasse versichert. Bis dahin müssen allerdings die verlangten Zusatzbeiträge bei der alten Kasse noch gezahlt werden.




125 Jahre Bergbau: Schweres Erbe und spannende Geschichte

Die Wurzeln des Bergbaus benannt nach einer Sektlaune? 100 Kilo Sprengstoff gezogen von sechs Pferden auf puckligen Feldwegen? Kämpfende Rotarmisten, das größte Bergbauunglück Deutschlands, die größten demonstrierenden und streikenden Menschenmassen der Bergbaugeschichte in der ehemals größten Bergbaustadt Europas: Bergkamens Bergbau ist randvoll mit ebenso abenteuerlichen wie menschlichen Geschichten – und randvoll mit Superlativen. Nicht erst zum Neujahrsempfang der Stadt Bergkamen sind das Gründe genug, um Rückschau zu halten.

Peter Blaszyk wagte beim Neujahrsempfang vor allem einen menschlichen Blick auf ein wichtiges Stück Bergkamener Geschichte.
Peter Blaszyk wagte beim Neujahrsempfang vor allem einen menschlichen Blick auf ein wichtiges Stück Bergkamener Geschichte.

125 Jahre ist es jetzt her, dass der Abbau von Steinkohle der Stadt ein Gesicht gegeben hat, das sie bis heute prägt. Wer war deshalb mit Blick auf dieses Jubiläum besser auf dem Rednerpult für den traditionellen verbalen Ausblick auf das neue Jahr aufgehoben als der letzte stv. Betriebsratsvorsitzende des letzten Bergkamener Bergwerks? Unterstützt von den akribischen Recherchen des ehemaligen Rundschau-Redakteurs Heino Baues gelang ihm am Sonntag im Ratssaal ein weniger faktischer als vielmehr menschlicher Rückblick auf ein Stück Geschichte, das für viele vielleicht noch Gegenwart ist.

Namesgebung aus einer Sektlaune heraus

Gehört stets dazu, als auch Dekoration beim Neujahrsempfang: Die Grubenlampe.
Gehört stets dazu, als auch Dekoration beim Neujahrsempfang: Die Grubenlampe.

Ob das erste Bergwerk Monopol seinen Namen tatsächlich dem Sekt zu verdanken hat, mit dem die Vertragspartner seinerzeit zur Besiegelung ihrer Unterschriften nach Hörensagen ausgiebig anstießen, sei dahingestellt. Tatsächlich sorgte die Teufe von Schacht Grimberg I am 24.4.1890 mit der damaligen Rekordtiefe von 774 Metern für einen rasanten Wandel in Bergkamen. Aus sechs dörflichen Gemeinden und 550 Einwohnern rund um den ersten Bergbauschacht wurde 100 Jahre später die mit rund 11.000 Arbeits- und Ausbildungsplätzen größte Bergbaustadt Europas. Wo anfangs noch Ackergäule das Dynamit und 30.000 Ziegelsteine in drei Tagen schleppten, schossen Bergarbeitersiedlungen in die ländliche Landschaft, die bis heute das Stadtbild prägen. Den ersten Kessel lieferte ein ortsansässiger Schmied. Später sollten ganze Industrien um gleich mehrere Bergwerke ansiedeln.

Gastarbeiter: Auch sie sind ein starkes Stück Bergkamener Bergbau-Geschichte
Gastarbeiter: Auch sie sind ein starkes Stück Bergkamener Bergbau-Geschichte

Der Bergbau prägte zu allen Zeiten die Geschicke der Stadt. Die Bergleute kämpften in der roten Ruhrarmee nach dem Kapp-Putsch 1920 – sechs von ihnen fielen. Kriegsgefangene mussten im 2. Weltkrieg den Betrieb am Laufen halten – rund 1.000 waren es im August 1942, unter unmenschlichen Bedingungen eingepfercht in gleich mehreren Barackenlagern. Am 20.2.1946 erschien eine 300 Meter hohe Stichflamme am Himmel: Eine Schlagwetterexplosion, das größte Grubenunglück Deutschlands, forderte 405 Todesopfer. Sie ist bis heute in fast jeder Bergkamener Familie präsent. Die mehrtägige Rettungsaktion mit unverhofft entdeckten Überlebenden ist und bleibt ein Bergkamener Trauma.

Ganze Kerle und markerschütternde Krisen

Ganze Kerle war das Duo "Scheddy & Metze", dass für die musikalische Bergbau-Traditon sorgte.
Ganze Kerle war das Duo „Scheddy & Metze“, dass für die musikalische Bergbau-Traditon sorgte.

„Bis Du ein ganzer Kerl?“, fragte die Bergbau-Werbung in den 60er-Jahren. Längst war die Schufterei unter Tage kein begehrter Broterwerb mehr. Gastarbeiter kamen aus Polen, Italien, Griechenland, Spanien und aus der Türkei. Die Kunst ging mit dem städtischen Bilderbasar zur Kohle und zu den Menschen. Die „Literatur“ kam in Person von „Moppel Claer“ und einer ganzen Softporno-Industrie unter dem Titel „Lass jucken, Kumpel“ gleich hinterher.

Proteste und existenzielle Krisen: Auch das hat Bergkamen geprägt.
Proteste und existenzielle Krisen: Auch das hat Bergkamen geprägt.

Was folgte, war ein langer Niedergang seit den 70er Jahren. Absatzkrisen, Stilllegungen, Streikwellen, Verbundbergwerke, Mahnwachen, Bergwerksbesetzungen, Solidaritätsbesuche von Spitzenpolitikern: Der Bergkamener Bergbau schrumpfte trotz aller Proteste. 1993 gingen sogar 5.000 Menschen auf die Straße, ganze Menschenketten zogen sich durch das gesamte Ruhrgebiet. Am 30.9.2010 war trotzdem Schluss: Das letzte Bergwerk war Geschichte.

Eine ganz besondere Geschichte, die mehr Profil bekommen soll im Stadtmuseum. Und die vielleicht nicht nur gesprochenes Wort bleibt. Schließlich verabschiedet man sich heute noch in Bergkamen mit „Glückauf“ – auch beim Neujahrsempfang 2015.




Neujahrsempfang: 2015 wird kein leichtes Jahr

200 Gäste, nicht genug Stühle zum Sitzen, ein stolzes Bergbau-Jubiläum und ein heftig eingeschnürtes Sparschwein: Das neue Jahr hat es für die Stadt Bergkamen in sich. Es muss gespart werden, dabei gibt es eigentlich viel zu feiern. Erfolge auf der einen, drohendes finanzielles Ungemach auf der anderen Seite: 2015 wird alles andere als ein leichtes Jahr. Darauf stimmte Bürgermeister Roland Schäfer die geladenen Gäste am Sonntag ein.

Eng geschnürt ist das Sparschein, das 2015 den Takt in Bergkamen angibt.
Eng geschnürt ist das Sparschein, das 2015 den Takt in Bergkamen angibt.

Volles Haus im Ratssaal zum Neujahrsempfang.
Volles Haus im Ratssaal zum Neujahrsempfang.

Begonnen hatte das Jahr bereits mit einem tiefen Schock. Erst am Vortag war der Bürgermeister noch in der französischen Partnerstadt Gennevilliers, um gemeinsam mit seinem Amtskollegen zu trauern. Denn hier, unweit von Paris, haben die grauenhaften Terroranschläge der letzten Tage erschütternde Spuren hinterlassen. Einer der Attentäter auf das Satiremagazin Charlie Hebdo hatte in Gennevilliers einige Jahre lang gelebt, besuchte die örtliche Moschee. Der Imam der französischen Partnerstadt ist entsetzt und verurteilt die Tat zutiefst. Der Bürgermeister von Gennevilliers war mit einem der getöteten Journalisten befreundet. Die Trauer macht auch in Bergkamen fassungslos. „Menschen töten Menschen, nicht Religionen“, betonte Roland Schäfer. „Es handelt sich um einen Anschlag auf die Presse- und Meinungsfreiheit. Zu verurteilen sind aber auch diejenigen, die hieraus versuchen politischen Profit zu ziehen“, fügte er hinzu.

Mit dem Bergbau-Erbe auch 2015 umgehen

Da fiel der traditionelle Blick auf das Bergkamener Jahr 2015 fast schon schwer. Unter den Vorzeichen von 125 Jahren Bergbau-Geschichte legte Schäfer den Fokus auf das, was der Bergbau der Stadt hinterlassen hat. Das sind 10.000 verlorene Arbeitsplätze, fünf brachgefallene Bergbau-Standorte und ein verlassener Industriehafen sowie mehr als 200 Hektar Bergehalde und eine Arbeitslosenquote, die von über 20% immerhin auf 10,7% geschrumpft ist.

Bergbau-Erbe mal anders: „Scheddy & Metze“ alias Peter Schedalke und Klaus-Dieter Metzenbauer sorgten als musikalisches Bergbau-Duo mit selbstgeschriebenen Liedern inklusive Lokalcholorit für Stimmung.

Ein Erbe, das sich dank vielfältiger Bemühungen gewandelt hat. Industrielle Nachnutzung auf Grimberg I/II, Veranstaltungs- und Kulturzentrum samt Behindertenwerkstatt und benachbarten Gewerbegebiet auf Schacht III in Rünthe, auf Grimberg III/IV stehen Aus-, Fort- und Weiterbildung mit dem Berufskolleg Ost und der RAG Bildung hoch im Kurs, auf Grillo III/IV wird gewohnt bzw. Eis und Popcorn in der Firma Busemann für ganz Deutschland produziert. Die Marina Rünthe bleibt im ehemaligen Industriehafen ein Paradebeispiel für mehr als erfolgreichen Strukturwandel.

Die 55 Hektar große Fläche von Haus Aden macht dagegen weiterhin Kopfschmerzen mit monströser Bürokratie. Die Wasserstadt Aden bleibt jedoch Zukunftsvision: „Wir bleiben dran, wir brauchen langen Atem“, betonte Schäfer mit Blick auf die kleinen Fortschritte. Die Bergehalde wird noch immer vom Bergbau genutzt. Die Neugestaltung der Adener Höhe und der Ausbau der Zuwegung sind Lichtblicke für die weitere Freizeitnutzung.

Den Gürtel enger schnallen – in weiteren Bereichen

Eindringliche Worte von Bürgermeister Roland Schäfer mit Blick auf 2015.
Eindringliche Worte von Bürgermeister Roland Schäfer mit Blick auf 2015.

Jenseits des Bergbauerbes muss jedoch „der Gürtel enger geschnallt werden“, so Schäfer. „Das macht beileibe keinen Spaß“, betonte er, „das Ziel ist, das wir weiter handlungsfähig bleiben.“ Zusätzlich müssen fehlende 3,5 Mio. Euro aufgefangen werden – mit Grundsteuererhöhungen, Wegfall von Führungspositionen in der Verwaltung, Gebührenerhöhungen, Abspecken bei Großveranstaltungen. „Wir werden noch mehr Punkte ansprechen müssen“, so Schäfer.

Das Sparschwein: Das "Maskottchen" für das neue Jahr.
Das Sparschwein: Das „Maskottchen“ für das neue Jahr.

Trotzdem gibt es viele Pläne. Die Erweiterung der Freizeitnutzung der Marina Nord ist ein großer Punkt. Der Logistikpark an der A2 ist inzwischen vollständig vergeben und ein voller Erfolg. Die Bergbauabteilung im Stadtmuseum soll ausgebaut werden, ein Sport- und Jagdschützenzentrum mit überregionaler Strahlkraft ist in Overberge von den Schützen geplant , der Neubau der Sparkasse und der UKBS im Rathausviertel stehen an, ebenso der Umbau der Berggalerie und der endgültige Abbruch der letzten Reste des City-Turm.

Bergkamen wandelt also sein weiterhin sein Gesicht – nicht nur in seinen 125 Bergbau-Jahren, sondern auch 2015.