Oberadener Weihnachtsmarkt bietet Adventszauber für alle Sinne

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Gedrechselte Holzkunstwerke stapeln sich auf historischen Schulbänken. Auf der Theke im Tante-Emma-Laden glitzern Miniatur-Schiffsmodelle hinter Glas. Durch die Druckerpresse rollen langsam Nikoläuse und Engel. Das gibt es nur auf dem Weihnachtsmarkt in Oberaden. Dort treten zeitgenössische Kunst und Wehranlagen der Römer für zwei Tage ganz und gar in den Schatten von selbstgehäkelten Wintermützen und selbstgebasteltem Weihnachtsschmuck.

Häkeln in historischer Umgebung - und das Produkt gleich kaufen: Auch das ist beim Oberadener Weihnachtsmarkt Tradition.
Häkeln in historischer Umgebung – und das Produkt gleich kaufen: Auch das ist beim Oberadener Weihnachtsmarkt Tradition.

Auch in diesem Jahr mussten die Besucher Geduld mitbringen. Denn mit dem starken Andrang ging es stellenweise nur im Gänsemarsch an den gut 50 Ständen im Stadtmuseum und an den Weihnachtshütten auf dem Museumsplatz vorbei. Eine Frau der ersten Stunde ist Heidi Ruland. Sie baute 1993 zum ersten Mal ihre kleine Puppengemeinde im Erdgeschoss des Museums auf – dazu die selbstgemachten Puppenkleider und Handarbeiten einer Freundin. Ein kleines Jubiläum also für die Lünenerin, deren Handwerkskunst allmählich selbst museumsreif wird. „Handgemachte Puppen finden leider nur noch wenige Liebhaber“, meint sie. Dabei stecken viel Liebe und Arbeit in den Gesichtern, gebogenen Fingern und zwinkernden Augen. Ob Turbanträger, Mädchen mit Kätzchen im Arm oder kesser Schulbub: Kein Gesicht gleicht dem anderen und ist ein echtes Unikat.

Heidi Ruland gehört zu den "Dienstältesten" des Oberadener Weihnachtsmarktes - und ihre Puppen hatten sogar Patente.
Heidi Ruland gehört zu den „Dienstältesten“ des Oberadener Weihnachtsmarktes – und ihre Puppen hatten sogar Patente.

Mit dem Schwamm muss Heidi Ruland das frische Porzellan bearbeiten, um kleine Münder zu öffnen, winzigen Fingern einen Haltung zu geben. Bei 1600 Grad werden die kleinen Körperteile gebrannt – mehrfach. Mit dem Schwamm muss die Oberfläche geschliffen werden. Dann ist der Pinsel am Zug, um den Gesichtern Leben einzuhauchen. Der Knabe, der in Bergarbeiter-Kluft mit gerußtem Gesicht direkt aus dem Stollen zu klettern scheint, ist sogar einmal patentiert gewesen Relativ neu im Weihnachtsmarktgeschäft sind die „Seifenschwestern“. Stilecht stehen die beiden Kamenerinnen in historischer Kleidung hinter ihrer duftenden Auslage, die ausnahmslos mit den eigenen Händen hergestellt ist. „Ich kaufte selbst gern duftende Seifen und dachte mir irgendwann, dass sich die bestimmt auch selbst herstellen lassen“, erzählt eine der Seifenschwestern. Sie besuchte einen Kurs. Die ersten eigenen Kreationen gingen an Bekannte und Verwandte und fanden immer mehr Fans.

Duftende Seifen im historischen Gewand: Die Seifenschwestern hatten etwas für alle Sinne zu bieten.
Duftende Seifen im historischen Gewand: Die Seifenschwestern hatten etwas für alle Sinne zu bieten.

Jetzt sind die duftenden Variationen als Biershampoo, mit Ziegenmilch oder Namen wie „Holla die Waldfee“ echte Verkaufsschlager und ein lohnender Nebenerwerb. Die zweite „Seifenschwester“ hat Neurodermitis und probiert die ohne künstliche Zusatzstoffe mit ätherischen Ölen versehenen, mit Tonerden gefärbten Stücke im wahrsten Sinne am eigenen Leib aus. Wer gerade noch mit Insektenhotels, selbstgenähten „Sorgenfressern“ oder kreativen Lesezeichen auf Tuchfühlung war, wurde schnell abgelenkt. Mitten durch die Marktgemeinde zogen trommelnde Gesellen von den „Drum Lines“ aus der Partnerstadt Hettstedt ihre Runden. Kindergruppen präsentierten kleine Gesangseinlagen auf der Bühne. Von selbstgebackenen Hundekeksen für Labradore in Not bis zum frischen Backfisch: Der Oberadener Weihnachtsmarkt war einmal mehr einzigartig.