„Die letzten Heuler“ singen es nochmal: „Zwischen Bar und Barrikade“ in der Lindenbrauerei Unna

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Auch das hat uns Robert Gilbert hinterlassen: die Liedtexte aus dem Singspiel „Im weißen Rößl“, das 1960 mit Peter Alexander verfilmt wurde., Dieses Foto stammt aus der Premiere von „Zwischen Bar und Barrikade“ in der Kamener Konzertaula.

Wer die Premiere am 11. November 2018 verpasst hat, dem bietet sich am Sonntag, 13. Januar 2019, ab 20 Uhr die Chance, das aktuelle  Konzertprogramm ‚Zwischen Bar und Barrikade‘ des Chores „Die letzten Heuler“ in der Lindenbrauerei Unna zu erleben. Warum kündigen wir dieses Konzert an? Im Chor singen eine Menge kräftiger und wohlklingender Stimmen aus Bergkamen mit.

Das Programm ist nicht zuletzt ein eindringlicher Appell für ein friedliches Zusammenleben von Menschen verschiedenen Glaubens, verschiedener politischer Einstellung oder Herkunft. Der Poet Robert Gilbert, dessen Texte Grundlage für sämtliche Rezitationen und Lieder des Abends sind und die von Chorleiter Reinhard Fehling teilweise vertont wurden, musste selbst das geliebte Deutschland verlassen. Im ‚Abschied von Berlin (1933)‘ schreibt er, der bis in die Haarspitzen voll deutscher Kultur war, von seinen Gefühlen vor dem Grenzübertritt: ‚Zollrevision. Devisen. Passkontrolle, ach/ man lässt mich durch, es ist gelungen./ Da murmelt noch der letzte deutsche Bach:/Es ist ein Ros entsprungen!/Da, wo die galgenlangen Pappeln stehn,/ade, Deutschland, ade./Wer weiß, ob wir uns wiedersehn/am grünen Strand der Spree.‘

Vorher pfiffen die Spatzen in den 20er an zu Beginn der 30er Jahre des vorherigen Jahrhunderts die Lieder mit seinen Texten sprichwörtlich von den Dächern. Dazu gehörten zum Beispiel „Ein Freund, ein guter Freund“ aus dem Film „Die drei von der Tankstelle“, ‚Püppchen, du bist mein Augenstern‘, ‚Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist‘ oder ‚Im weißen Röss’l‘ aus der gleichnamigen Operette.

Nach den Exilstationen in Österreich und in den USA bis 1949 kehrte er nach Deutschland zurück. Sein Berlin war, wie er es 1943 in einem ‚Stoßseufzer‘ prognostiziert hatte, ein ‚wirrer Haufen Stein‘: ‚…dass Du mal nicht mehr sein wirst von Spandau bis Neukölln. Da holt man zweimal Luft, um sich das vorzustelln‘. Er wusste von Anfang an genau, was jener ‚Aufbruch der Nation‘, als den die Nazis den Beginn ihrer Ära priesen, in Wahrheit war: ‚Weil das Vaterland erwacht ist,/müssen viele schlafen gehn‘,/weil’s die Lange Messer Nacht ist,/will man Leichen sehn./… Keiner braucht mehr anzupochen,/mit der Axt durch jede Tür./Die Nation ist aufgebrochen:/Wie ein Pestgeschwür!‘.

Seine revolutionären Anfangsjahre hat er später mit Distanz gesehen. Geblieben ist sein Einstehen gegen Militarismus, Rassismus und totalitäre Herrschaft. Seine Botschaft ist so aktuell wie eh und je.
Zurückgekehrt übersetzte Robert Gilbert rund 20 amerikanischen Erfolgsmusicals – angefangen von ‚My fair Lady‘ bis hin zu ‚Cabaret‘. ‚Alles, was du kannst, das kann ich besser‘, ‚Mit ’nem kleinen Stückchen Glück‘ oder das sprichwörtliche ‚Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blüh’n‘

Die ‚Heuler‘ laden alle, die für ein offenes Miteinander und anderswo eintreten und arbeiten, herzlich ein.